Johann Wolfgang von Goethe, einem der berühmtesten deutschen Dichter und Denker, werden zahlreiche Zitate zugeschrieben, die sich auf viele Bereiche des alltäglichen Lebens anwenden lassen z.B. „Das also war des Pudels Kern.“, „Der Worte sind genug gewechselt, laßt mich auch endlich Taten sehn;“ oder auch „Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“. Auch für Lehrende hält der Poet ein stets relevantes und beachtenswertes Zitat bereit: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie.“
Diesen weisen Worten folgend, machten sich die Schülerinnen und Schüler zweier Oberstufen-Politikkurse des 11. Jahrgangs unseres Gymnasiums in Begleitung von Frau Schütze, Frau Petersen und mir Anfang Februar 2017 auf nach Berlin, um das im 1. Semester erworbene Wissen um die Struktur des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland und die Funktionsweise unserer Demokratie vor Ort noch besser kennenlernen und vertiefen zu können. So kamen wir nach einer angenehmen Bahnfahrt am späten Morgen des 01.02. gut gelaunt und motiviert am Berliner Hauptbahnhof an. Da es für beide Tage vor Ort viel zu entdecken und zu sehen gab, deponierten wir unser Gepäck in einem nahe gelegenen Hostel und fanden uns dann nach einer kurzen Mittagspause an der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund ein. Nach einem erkenntnisreichen Vortrag, in dem u.a. die Rolle von Landesvertretungen für die Bundesländer im föderalistischen Gefüge verdeutlicht wurde, machten wir uns danach auf, um noch mehr über eine noch viel bedeutsamere Institution zur Beteiligung der Bundesländer im politischen Prozess vor Ort erfahren zu können: Den Bundesrat. Von außen verhältnismäßig unscheinbar in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem großen Einkaufszentrum gelegen, handelt es sich hierbei doch um das Organ für die Bundesländer, durch welches sie an passender Stelle im Gesetzgebungsprozess mitwirken und mitbestimmen können. Als besonders greifbar und informativ wurde dabei die Möglichkeit empfunden, im Rahmen einer Simulation selbst in die Rolle einer Vertreterin/eines Vertreters eines Bundeslandes schlüpfen zu können, um nach entsprechender Diskussion um Sinn oder auch Unsinn der geplanten PKW-Maut die Position „ihres/seines“ Bundeslandes im Gremium darzustellen und somit schließlich den Entscheidungsfindungsprozess an dieser Stelle aktiv erleben und mitgestalten zu können.
Den aus unterrichtlicher Sicht absoluten Höhepunkt unseres zweiten Tages in Berlin stellte zweifelsfrei der Gang in den Bundestag dar, der schließlich vom aktiven Dialog mit einem Bundestagsabgeordneten aus der Region Hannover gekrönt wurde. Am Reichstagsgebäude angekommen, gelangten wir nach dem Durchlaufen der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen schließlich in den großen Plenarsaal, dem Ort, in dem unsere gewählten Volksvertreterinnen und -vertreter mitunter relativ lebhafte Debatten zu wichtigen Fragen führen und schließlich Entscheidungen zur politischen Gestaltung unserer Republik anstelle des Volkes treffen. An dieser Stelle wurde u.a. noch einmal deutlich, dass es sich beim Plenarsaal um einen wichtigen, aber bei weitem nicht den einzigen Arbeitsplatz eines Abgeordneten handelt: Da der Bundestag sowohl Rede-, als auch Arbeitsparlament ist, finden viele parlamentarische Entscheidungsprozesse u.a. auch in Ausschüssen und weiteren Gremien außerhalb des Plenarsaals statt. Dadurch lässt sich übrigens erklären, warum dieser Raum manchmal voller und manchmal leerer ist. Nach einem sehr interessanten Vortrag zur Funktion und Bedeutung des Plenarsaals, in dem übrigens auch die anstehende Wahl des Bundespräsidenten in wenigen Tagen durchgeführt werden soll, trafen wir uns dann mit dem Abgeordneten, Herrn Dr. Hoppenstedt. Im Gespräch hörten wir viele interessante Aspekte aus dem Arbeitsalltag eines Abgeordneten. Weiterhin legte er für uns seine Sichtweise zu aktuellen nationalen Problemstellungen und politischen Entwicklungen im In- und Ausland dar. Dabei wurden auch die Stellung Deutschlands und die aktuellen Herausforderungen in der Europäischen Union in diesen turbulenten Zeiten thematisiert. Zum Abschluss unseres Aufenthaltes im Reichstag war es uns noch möglich, das Innere der großen Kuppel des Gebäudes zu begehen und einen großartigen Blick auf die unmittelbare Umgebung zu werfen. Nach der Begehung und Thematisierung weiterer Programmpunkte wie dem Schloss Bellevue als Sitz des jeweils amtierenden Bundespräsidenten und dem Abschluss des Tages kehrten alle wohlbehalten und um viele Erfahrungen reicher nach Großburgwedel zurück.

