Wir, der gesamte 12. Jahrgang, haben am 18.12.2024 die Inszenierung der Pflichtlektüre Heinrich von Kleists „Der zerbrochne Krug" im Schlosstheater sehen dürfen. Nach einem Spaziergang über den Celler Weihnachtsmarkt, trafen sich alle Deutschkurse in dem wunderschönen Theater. Obwohl wir bereits die Lektüre gelesen hatten, waren wir von der äußerst modern gestalteten Inszenierung überrascht.
Das Lustspiel handelt von einer Gerichtsverhandlung, in welcher der Dorfrichter Adam den Fall um einen zerbrochenen Krug aufklären soll. Schnell wird dem Publikum klar, dass Adam selbst der Schuldige sein könnte, da immer mehr Indizien auf seine Täterschaft hindeuten. Die Uraufführung Goethes kam 1808 in Weimar nicht sehr gut an, doch wir waren ziemlich begeistert. Die Theatergruppe verdeutlichte mit Aspekten wie Missbrauch und Gesellschaftskritik viele moderne Themen des Werkes. Man könnte fast sagen, dass Kleist das erste #MeToo-Stück der (Literatur-)Geschichte schrieb. Denn mit seiner Frauenfigur Eve macht Kleist bereits früh auf sexuellen Missbrauch durch höhergestellte Männer aufmerksam, da diese durch Richter Adam sexualisierte Gewalt erfährt. Am Ende des Stücks nutzt Eve jedoch ihre Stimme und macht auf Adams Missetat aufmerksam. Aber nicht nur Eve wird als starke Frauenrolle repräsentiert. Auch durch die überraschende Darstellung des Gerichtsrates Walter als Frau wird das feminine Bild gestärkt, da diese sehr selbstbestimmt handelt und die Männer größten-teils dominiert. Leider bricht im Handlungsverlauf die Stärke der Gerichtsrätin ab, da diese zusammen mit dem schuldigen Richter ausgelassen feiert, was wiederum viel Raum für Interpretationen und Nachgespräche in den Kursen lässt.
Wir haben den abendlichen „Deutschunterricht“ also sehr genossen und freuen uns bereits jetzt auf das nächste gemeinsame Theatererlebnis.